Aus berufenem Munde

„Man soll weniger addieren, subtrahieren, multiplizieren, dafür um so mehr denken und überlegen. Die Zahlen sind nur Erscheinungen an der Oberfläche. Oft sogar nur Illusionen, die wie Seifenblasen zerplatzen. Viel wichtiger ist, was dahintersteckt und was die Ursachen dafür sind.“
André Kostolany

Geld soll dienen, nicht regieren

„Diese Wirtschaft tötet.“ Selten dürfte ein Satz aus einem päpstlichen Sendschreiben in deutschen Medien höhere Wellen geschlagen haben als diese Worte aus dem „Evangelii gaudium“, das Papst Franziskus Ende 2013 veröffentlicht hat. Angesehene deutsche Journalisten unterstellten dem Papst in Kommentaren und Kolumnen einen Irrtum oder bezichtigten ihn eines „besonders grobschlächtigen Antikapitalismus“. Überzeugende Argumente für diese Behauptungen lieferten sie nicht.

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Charlie Munger über Gelassenheit, weitere Grundlagen erfolgreicher Investments und die Wall-Street-Kultur

Ende Oktober 2009 hat Charlie Munger der BBC ein denkwürdiges Interview gegeben. Dabei hat der Vice Chairman der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway in gut zehn Minuten einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er vermeintlich komplizierte Sachverhalte schnörkellos, klar und verständlich auf den Punkt bringen kann. Auf die angesichts der noch jungen Finanzkrise nahe liegende Eingangsfrage des Reporters, wie besorgt er über die Kursverluste der Berkshire-Aktien sei, antwortete er schlicht: „Zero“. „Charlie Munger über Gelassenheit, weitere Grundlagen erfolgreicher Investments und die Wall-Street-Kultur“ weiterlesen

Ist Warren Buffett out?

„Als Idee ist Warren Buffett tot“, betitelte Walter Naggl Anfang Juli 2016 einen Kommentar zur Entwicklung der Aktienmärkte. Naggl ist Chefvolkswirt des unabhängigen Vermögensverwalters PT Asset Management und sieht offenbar Anzeichen dafür, „dass die Grundsätze des wertorientierten Investierens an der Börse zunehmend zurückgedrängt werden“. Als Beleg führt er unter anderem an, dass die Kurse vieler Aktien sich „geradezu konträr zu den Kennzahlen entwickeln, die ein Value-Investor beachten würde“. Die Gewinnentwicklung als maßgebliche Bestimmungsgröße des Value-Investmentstils finde offenbar kaum Beachtung. Zwar könne man „über lange Zeiträume von fünf Jahren und mehr“ den Zusammenhang zwischen Gewinnen und Kursverlauf wieder nachweisen, ein Erfolgsrezept im Sinne von Buffett werde daraus aber nicht unbedingt, weil niemand die Entwicklung eines Unternehmens über so lange Zeiträume vorhersehen könne. „Die Amerikaner vergöttern Warren Buffett, handeln aber ganz anders“, betonte Naggl. „Ist Warren Buffett out?“ weiterlesen

Wie nachhaltig ist die Produktpalette der Anbieter nachhaltiger Fonds?

Nachhaltigkeit und die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz ESG, gewinnen in der Vermögensverwaltung zunehmend an Bedeutung. Während einer Konferenz zu nachhaltigen Geldanlagen Anfang November 2016 in Frankfurt haben mehrere Vertreter von Fondsanbietern bekannt, dass sie oder ihre Gesellschaften das Thema mittlerweile „in ihre DNA aufgenommen“ haben. Einer von Ihnen war Carlo Funk, seines Zeichens Vice President des deutschen Vertriebsteams für die zu Blackrock gehörenden ETF-Marke I-Shares. Funk zufolge sieht sich Blackrock als „treibende Kraft“, um politische und regulatorische Praktiken zur Verbesserung des ESG-Ansatzes zu unterstützen. „Das machen wir nicht aus Spaß, wir sind auch keine Öko-Freaks, sondern wir machen das aus geschäftlichen Gründen“, ließ er seine Zuhörer wissen. Nachhaltige Fondsprodukte würden von Investoren nachgefragt. „Wie nachhaltig ist die Produktpalette der Anbieter nachhaltiger Fonds?“ weiterlesen

Was ist eigentlich ein ETF?

Man liest in letzter Zeit viel über ETF. Doch so manches, was über sie geschrieben und geäußert wird, stiftet eher Verwirrung, als dass es zur besseren Orientierung beiträgt. Ein Beispiel: „Aktiv gemangte ETF sind im Prinzip keine ETF, wie man sie sich klassischerweise vorstellt. Somit ist der Begriff ‚aktive ETF‘ meines Erachtens irreführend“, ließ sich Sasa Perovic Ende 2014 in einem Fachmagazin für Anlageberater und -vermittler zitieren. Perovic ist ein erfahrener Fondsanalyst, und wenn er etwas für irreführend hält, darf man getrost davon ausgehen, dass weniger sachkundige Zeitgenossen hierdurch noch stärker verwirrt werden. Eine Frage steht im Raum: Was ist eigentlich ein ETF? „Was ist eigentlich ein ETF?“ weiterlesen

Ist Mario Draghi Schuld an der hohen Volatilität?

Sie ist wieder da, und offenbar furchteinflößend wie eh und je. „Wer ist schuld an der Volatilität?“ war die Leitfrage eines Mitte Mai 2016 veröffentlichten Makroausblicks von Lukas Daalder, dem CIO von Robeco Investment Solutions. Dort ging er auf Behauptungen und Thesen ein, die seit Anfang dieses Jahres die öffentlichen Diskussionen über die zuletzt wieder stärkeren Kursschwankungen an den weltweiten Aktienbörsen beherrschen. In geradezu aufklärerischer Manier bezeichnete er den Glaubwürdigkeitsverlust der Notenbanken, niedrige Zinssätze und spezielle Handelsstrategien als „Sündenböcke“. All diese Faktoren spielten wahrscheinlich eine Rolle, man dürfte sie aber „nicht einfach für die gesamte Volatilität in den letzten Monaten verantwortlich machen“. Statt es bei dieser beinahe salomonischen Äußerung zu belassen, fügte er eine weitere Erklärung hinzu: Es handele sich um „eine natürliche Volatilitätszunahme, die mit der Spätphase der Erholung globaler Aktien in Verbindung steht“. Diese Auffassung ist populär, aber sie ist Unsinn. Erstens nimmt Volatilität in keinem Sinn zu, den irgendein seriöser Wissenschaftler als „natürlich“ anerkennen würde. Zweitens begründet ein Anstieg der Volatilität in bestimmten Marktphasen noch keinen kausalen Zusammenhang, der als befriedigende Erklärung dienen könnte. „Ist Mario Draghi Schuld an der hohen Volatilität?“ weiterlesen

Warum ausgerechnet Mathematik?

Warum ist Mathematik in den modernen Finanz- und Wirtschaftswissenschaften eigentlich so wichtig? Schließlich gilt sie vielen Studenten als lästige Pflicht, und während einige Pädagogen mathematisches Denken für eine der herausragenden Leistungen des menschlichen Geistes halten, betrachten andere sie als hoffnungslos überbewertet. Doch an der Mathematik scheiden sich nicht nur die Geister, sondern auch die Wissenschaften. Ihre Anwendung ist eines der wesentlichen Kriterien dafür, ob eine Disziplin als exakte oder harte Wissenschaft eingestuft wird oder das deutlich weniger beliebte Etikett einer weichen Wissenschaft angeheftet bekommt. Als exakt gelten Wissenschaften wie die Physik oder Chemie, die sich quantitativer und mathematischer Methoden bedienen und eigene, strenge Verfahren zur Überprüfung ihrer Hypothesen entwickelt haben. Als weich gelten beispielsweise Sozial- und Geisteswissenschaften, die in der Regel nicht mit solchen Methoden arbeiten. Doch warum ist gerade die Mathematik in diesem Zusammenhang so wichtig? Und warum halten es Wissenschaftler für erstrebenswert, als hart zu gelten? „Warum ausgerechnet Mathematik?“ weiterlesen