Investitionen sollten dauerhaft wie eine Ehe sein

Der britische Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell hat John Maynard Keynes als einen der intelligentesten Menschen bezeichnet, dem er je begegnet ist. Diese Eigenschaft charakterisiert nicht nur Keynes wissenschaftliche Arbeiten und politische Aktivitäten, sondern ebenso sein Wirken als Investor: Es war für Keynes stets auch eine intellektuelle Herausforderung, auf den scheinbar chaotischen und irrationalen Aktienmärkten mit einer rationalen Herangehensweise Anlageerfolge zu erzielen. Auch bei der Geldanlage hat der brillante Ökonom nach intelligenten Strategien gesucht – und war damit nicht immer erfolgreich. „Investitionen sollten dauerhaft wie eine Ehe sein“ weiterlesen

Indexfonds mutieren zu aktiven Aktionären

Seit einiger Zeit schreibt Laurence D. Fink alljährlich einen Massenbrief. Fink, den die meisten Zeitgenossen kurz „Larry“ nennen, ist Gründer und Chef von Blackrock, der weltweit größten unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaft. Die rund 1.500 Adressaten seines Briefes sind die Vorstandsvorsitzenden der größten Aktiengesellschaften der Welt. Blackrock hält Beteiligungen an all diesen Unternehmen, und da die Gesellschaft in ihren Fonds insgesamt mehr als sechs Billionen US-Dollar verwaltet, gehört sie oft zu deren größten Einzelaktionären. „Indexfonds mutieren zu aktiven Aktionären“ weiterlesen

Geld soll dienen, nicht regieren

„Diese Wirtschaft tötet.“ Selten dürfte ein Satz aus einem päpstlichen Sendschreiben in deutschen Medien höhere Wellen geschlagen haben als diese Worte aus dem „Evangelii gaudium“, das Papst Franziskus Ende 2013 veröffentlicht hat. Angesehene deutsche Journalisten unterstellten dem Papst in Kommentaren und Kolumnen einen Irrtum oder bezichtigten ihn eines „besonders grobschlächtigen Antikapitalismus“. Überzeugende Argumente für diese Behauptungen lieferten sie nicht.

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Ist Warren Buffett out?

„Als Idee ist Warren Buffett tot“, betitelte Walter Naggl Anfang Juli 2016 einen Kommentar zur Entwicklung der Aktienmärkte. Naggl ist Chefvolkswirt des unabhängigen Vermögensverwalters PT Asset Management und sieht offenbar Anzeichen dafür, „dass die Grundsätze des wertorientierten Investierens an der Börse zunehmend zurückgedrängt werden“. Als Beleg führt er unter anderem an, dass die Kurse vieler Aktien sich „geradezu konträr zu den Kennzahlen entwickeln, die ein Value-Investor beachten würde“. Die Gewinnentwicklung als maßgebliche Bestimmungsgröße des Value-Investmentstils finde offenbar kaum Beachtung. Zwar könne man „über lange Zeiträume von fünf Jahren und mehr“ den Zusammenhang zwischen Gewinnen und Kursverlauf wieder nachweisen, ein Erfolgsrezept im Sinne von Buffett werde daraus aber nicht unbedingt, weil niemand die Entwicklung eines Unternehmens über so lange Zeiträume vorhersehen könne. „Die Amerikaner vergöttern Warren Buffett, handeln aber ganz anders“, betonte Naggl. „Ist Warren Buffett out?“ weiterlesen

Ist Mario Draghi Schuld an der hohen Volatilität?

Sie ist wieder da, und offenbar furchteinflößend wie eh und je. „Wer ist schuld an der Volatilität?“ war die Leitfrage eines Mitte Mai 2016 veröffentlichten Makroausblicks von Lukas Daalder, dem CIO von Robeco Investment Solutions. Dort ging er auf Behauptungen und Thesen ein, die seit Anfang dieses Jahres die öffentlichen Diskussionen über die zuletzt wieder stärkeren Kursschwankungen an den weltweiten Aktienbörsen beherrschen. In geradezu aufklärerischer Manier bezeichnete er den Glaubwürdigkeitsverlust der Notenbanken, niedrige Zinssätze und spezielle Handelsstrategien als „Sündenböcke“. All diese Faktoren spielten wahrscheinlich eine Rolle, man dürfte sie aber „nicht einfach für die gesamte Volatilität in den letzten Monaten verantwortlich machen“. Statt es bei dieser beinahe salomonischen Äußerung zu belassen, fügte er eine weitere Erklärung hinzu: Es handele sich um „eine natürliche Volatilitätszunahme, die mit der Spätphase der Erholung globaler Aktien in Verbindung steht“. Diese Auffassung ist populär, aber sie ist Unsinn. Erstens nimmt Volatilität in keinem Sinn zu, den irgendein seriöser Wissenschaftler als „natürlich“ anerkennen würde. Zweitens begründet ein Anstieg der Volatilität in bestimmten Marktphasen noch keinen kausalen Zusammenhang, der als befriedigende Erklärung dienen könnte. „Ist Mario Draghi Schuld an der hohen Volatilität?“ weiterlesen

Warum ausgerechnet Mathematik?

Warum ist Mathematik in den modernen Finanz- und Wirtschaftswissenschaften eigentlich so wichtig? Schließlich gilt sie vielen Studenten als lästige Pflicht, und während einige Pädagogen mathematisches Denken für eine der herausragenden Leistungen des menschlichen Geistes halten, betrachten andere sie als hoffnungslos überbewertet. Doch an der Mathematik scheiden sich nicht nur die Geister, sondern auch die Wissenschaften. Ihre Anwendung ist eines der wesentlichen Kriterien dafür, ob eine Disziplin als exakte oder harte Wissenschaft eingestuft wird oder das deutlich weniger beliebte Etikett einer weichen Wissenschaft angeheftet bekommt. Als exakt gelten Wissenschaften wie die Physik oder Chemie, die sich quantitativer und mathematischer Methoden bedienen und eigene, strenge Verfahren zur Überprüfung ihrer Hypothesen entwickelt haben. Als weich gelten beispielsweise Sozial- und Geisteswissenschaften, die in der Regel nicht mit solchen Methoden arbeiten. Doch warum ist gerade die Mathematik in diesem Zusammenhang so wichtig? Und warum halten es Wissenschaftler für erstrebenswert, als hart zu gelten? „Warum ausgerechnet Mathematik?“ weiterlesen

Der Anfang vom Ende der Hedgefondsbranche?

Als die kalifornische Pensionskasse Calpers Mitte September 2014 ihren vollständigen Rückzug aus Hedgefonds angekündigt hat, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Einige US-Medien prognostizierten ein „Erdbeben“ für die Hedgefondsbranche, weil damit zu rechnen sei, dass zahlreiche andere institutionelle Investoren diesem Beispiel folgen werden. Schließlich ist Calpers mit einem verwalteten Vermögen von derzeit rund 300 Milliarden US-Dollar nicht nur eine der größten Pensionskassen weltweit, sondern gilt auch als einer der Hedgefondspioniere aus diesem Bereich. „Der Anfang vom Ende der Hedgefondsbranche?“ weiterlesen