Mit Buffett oder Soros auf dem Weg zum Reichtum?

„Buffett oder Soros – wer hat Recht?“ titelte die F.A.Z. am 19. Februar 2018 auf ihrer Website. Allein diese Überschrift dürfte dem Artikel zahlreiche Klicks eingebracht haben. Doch es gibt gute Gründe, warum Investoren ihre Zeit nicht mit derartigen Fragen verschwenden sollten.

Warren Buffett und George Soros gehören zu den Persönlichkeiten, deren Aktivitäten auf den Finanzmärkten besonders aufmerksam beobachtet werden. Die jüngsten Transaktionen der beiden haben vermutlich nicht nur bei einem Redakteur der F.A.Z. für Verwirrung gesorgt: Während Soros Technologieaktien, wie Apple, Amazon und Facebook, „vollständig aus seinem Portfolio entfernt“ habe, habe Buffetts Holding Berkshire Hathaway ihre Anteile an Apple „um stattliche 23 Prozent erhöht“. Daraus könne sich ein Problem ergeben: „Wessen Beispiel sollten Anleger jetzt folgen?“

Doch diese Frage erscheint schon deshalb nicht besonders sinnvoll, weil die beiden Altstars sehr unterschiedliche Anlegertypen sind. Während Soros als Spekulant bekannt und reich geworden ist, gilt Buffett als Inbegriff eines unternehmerisch denkenden und handelnden, langfristig orientierten Value-Investoren. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass beide mit ihren Engagements in Technologieaktien ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Tatsächlich könnten sogar beide mit ihren Aktivitäten „Recht haben“ oder behalten: Möglicherweise kann sich Soros in nicht allzu ferner Zukunft dafür auf die Schulter klopfen lassen, seine wahrscheinlich erheblichen Kursgewinne im Technologiesektor rechtzeitig vor der nächsten Baisse an den Aktienmärkten realisiert zu haben. Auf der anderen Seite werden Marktbeobachter Buffett oder seine Nachfolger bei Berkshire vielleicht in zehn oder 15 Jahren dafür feiern, dass sie zu derart günstigen Kursen in ein Unternehmen wie Apple eingestiegen sind.

Ob ein Investor oder Spekulant Recht hat oder Recht behält, hängt wesentlich davon ab, welche Strategie er verfolgt und welche Ziele er erreichen möchte. Weil das für alle Investoren gilt, folgt hieraus ein zweiter, sehr wichtiger Grund, sich nicht allzu intensiv mit einzelnen Transaktionen vermeintlicher Investment-Gurus auseinanderzusetzen: Maßgeblich für den individuellen Anlageerfolg sind vor allem die je eigenen Rahmenbedingungen, Ziele und Strategien. Wer sich entscheidet, seine Anlagen in Wertpapiere selbst zu übernehmen und zu verantworten, sollte daher auch die Konsequenz aufbringen, dabei nach seinen je eigenen Regeln vorzugehen. Er sollte keinem „Starinvestor“ folgen, sondern sich seines eigenen Verstandes bedienen und mit dessen Hilfe seine individuellen Grundsätze und Anlagestrategien konsequent umsetzen.

Das bedeutet nicht, dass man von erfahrenen Investoren oder Spekulanten nichts lernen könnte. Erfolgreiche Anleger, wie Buffett, Soros, David Swensen, Jim Rogers oder André Kostolany, haben ihr Wissen und ihre Erfahrungen in zahlreichen Büchern, Interviews, Aufsätzen und Reden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es wäre ausgesprochen dumm, diesen Fundus an Know-how zu ignorieren. Daraus zu lernen heißt aber nicht, die Handlungen dieser Investment-Profis einfach zu imitieren. Wer von anderen Investoren lernen möchte, sollte hinterfragen, wie, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen diese ihre Anlageentscheidungen treffen, und daraus seine eigenen Schlüsse ziehen.

Was das für Konsequenzen haben kann, hat Buffett 1984 selbst dargelegt: In seiner Rede „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“ und einem daraus entstandenen Essay hat er am Beispiel einiger sehr erfolgreicher Value-Investoren, die sich alle auf die Lehren und Ideen von Benjamin Graham und Dave Dodd berufen, gezeigt, dass die individuellen Wege zum Anlageerfolg trotz gemeinsamer ideeller und strategischer Grundlagen sehr verschieden verlaufen.

Wem das zu sehr nach Beweihräucherung eines speziellen Investmentstils anmutet, der kann sich ebenso gut den Ratschlag zu Herzen nehmen, den Jim Rogers, der ehemalige Partner von Soros, im Sommer 2017 in einem Interview mit Henry Blodget gegeben hat. Rogers zufolge sollten Anleger nur in Dinge investieren, die sie kennen und verstehen. Wer den Empfehlungen anderer Folge, wisse oft nicht, was er tut, und werde damit wahrscheinlich Geld verlieren. „Hören Sie nicht auf mich, hören Sie auf ihr eigenes Wissen, denn wenn die Zeiten wirklich schwierig werden und Sie nicht wissen, was Sie tun, können Sie wirklich alles verlieren“, mahnt Rogers. „Also bleiben Sie bei dem, was Sie verstehen – und wenn Sie Chancen ausmachen, investieren Sie!“


Externer Link:
Warren Buffett: „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville“

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