Der Anfang vom Ende der Hedgefondsbranche?

Als die kalifornische Pensionskasse Calpers Mitte September 2014 ihren vollständigen Rückzug aus Hedgefonds angekündigt hat, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Einige US-Medien prognostizierten ein „Erdbeben“ für die Hedgefondsbranche, weil damit zu rechnen sei, dass zahlreiche andere institutionelle Investoren diesem Beispiel folgen werden. Schließlich ist Calpers mit einem verwalteten Vermögen von derzeit rund 300 Milliarden US-Dollar nicht nur eine der größten Pensionskassen weltweit, sondern gilt auch als einer der Hedgefondspioniere aus diesem Bereich.

Calpers lieferte nachvollziehbare und schlüssige Gründe für den Rückzug: Das etwa vier Milliarden Dollar umfassende Hedgefonds-Portfolio sei zu klein, um im Falle einer Krise größere Verluste im Aktienportfolio oder im Gesamtportfolio zu kompensieren, es sei nicht beliebig und in ausreichendem Maße skalierbar, und viele Hedgefondsstrategien seien zudem sehr komplex; vor diesem Hintergrund erforderten sie einen zu hohen Aufwand im Hinblick auf Kosten und Organisation. Obwohl die Pensionskasse ausdrücklich erklärte, dass die Performance ihres Hedgefondsportfolios bei dieser Entscheidung keinen Ausschlag gegeben hat, war in vielen Medien das Gegenteil zu lesen oder zu hören. Häufig wurde aus einer Mischung von Tatsachen, Halbwissen sowie Vorbehalten und Vorurteilen gegenüber Hedgefonds ein düsteres Bild der Branche gezeichnet.

Doch dieses Bild wird sich als falsch erweisen. Es gibt sicherlich viele schlechte Hedgefonds, die Gebühren dieser Fonds sind nach wie vor üppig, und selbst den guten Managern gelingt es oft nicht, nachhaltig hervorragende risikoadjustierte Renditen zu erzielen. Insofern haben Investoren gute Gründe, bei Hedgefondsinvestments äußerste Sorgfalt und auch Vorsicht walten zu lassen. Dennoch braucht sich die Hedgefondsbranche nicht um ihre Zukunft zu sorgen. Das liegt auch daran, dass es gerade in Krisenzeiten immer wieder einzelne Hedgefondsmanager gibt, die spektakuläre Ergebnisse erzielen, wenn die große Mehrheit der Investoren herbe Verluste verkraften muss. Es sind aber nicht nur überzeugende Leistungen in Krisenzeiten, die auf Investoren eine geradezu magische Anziehungskraft ausüben, sondern es ist auch die Hoffnung auf eine Outperformance gegenüber den Aktienmärkten. Und diese Chance bieten nun einmal nur aktive Anlagestrategien, die nirgendwo flexibler umgesetzt werden als in Hedgefonds.

Dass auch vermeintlich rational und sachlich agierende institutionelle Investoren diesem Reiz verfallen, hat Charlie Munger, der langjährige Partner der Investmentikone Warren Buffett, jüngst in einem Interview mit dem Wall Street Journal eindrucksvoll verdeutlicht. Als Munger einen ihm bekannten, „äußerst smarten und sehr kompetenten“ Hedgefondsmanager gefragt hat, welche Jahresrendite er seinen institutionellen Kunden in Aussicht stelle, habe dieser „20 Prozent“ geantwortet. Auf die erstaunte Nachfrage, warum er wider besseres Wissen solch unrealistisch hohe Renditen verspreche, habe er geantwortet: „Charlie, wenn ich ihnen eine niedrigere Zahl nennen würde, würden sie mir kein Geld für Investitionen anvertrauen!“ Mungers ebenso knappe wie zutreffende Analyse dieses kurzen Gesprächs: „Das Investmentmanagementgeschäft ist verrückt.“ Und das liegt nicht nur an vermeintlich gierigen und unersättlichen Hedgefondsmanagern.


Erstmals erschienen in pvm10 (Oktober/November 2014)

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